... einen Stuhl durch den Raum geschmissen – keiner hat verstanden, was mit mir los ist. Zuhause nur Vorwürfe. Ich bin nur hingegangen, weil mein Chef gesagt hat: 'Entweder das, oder du bist weg.' Am Anfang war's scheiße, mit einem Fremden über mein Leben zu reden. Aber es hat was verändert. Ich dreh zwar manchmal noch durch, aber ich kann wieder arbeiten, ohne gleich auszurasten. Perfekt ist es nicht. Aber es ist besser.

...betrunken ins Bett und hab mich morgens irgendwie durch den Tag geschleppt. Die Kinder haben mich kaum noch gesehen. Mein Bruder hat mich dann zu diesem Berater geschleppt – ich dachte nur: Was soll der Blödsinn? Die ersten zwei Termine waren furchtbar. Ich wollte nicht reden. Dann hab ich's doch getan. Es hat nicht alle Probleme gelöst. Meine Ex ist immer noch anstrengend. Aber ich sauf nicht mehr jeden Tag, und die Kinder kommen gern zu mir.

...ins Gesicht gesagt. 'Er zuckt zusammen, wenn du reinkommst.' Hat wehgetan, das zu hören. Hatte selbst so einen Vater, wollte nie so werden. Bin trotzdem in die gleiche Scheiße gerutscht. Der Berater hat keine Wunder versprochen. Hat einfach ein paar Sachen gezeigt, was ich machen kann, wenn ich merke, dass ich gleich explodiere. Funktioniert nicht immer. Hab letzte Woche die Küchentür eingetreten. Aber besser als vorher. Der Kleine kommt jetzt wenigstens zu mir, wenn was ist. Das ist schon was wert.

...immer erreichbar. Irgendwann ging nichts mehr. Konnte nicht mal mehr aufstehen. Diagnose: Burnout. Wie peinlich ist das denn? Ein echtes Problem hat man erst, wenn man tot umfällt. Dachte ich zumindest. Hab mich nur zu dieser Beratung geschleppt, weil mein Arzt sonst die Krankschreibung nicht verlängert hätte. War skeptisch. Und dann sagt der gleich am Anfang: „Burnout gehört in Therapie, das kann und darf ich nicht behandeln. Aber ich kann dich begleiten – wenn du willst." Er hat mir keine Ratschläge gegeben, sondern mit mir angeschaut, was überhaupt los ist. Was ich beeinflussen kann. Wie ich mit mir umgehe. Was mir hilft, runterzukommen. Klarer zu werden. Es geht nicht um Lösungen, sondern ums Dranbleiben. Ich arbeite immer noch zu viel, aber ich merke schneller, wenn's kippt. Ich hab jetzt Grenzen. Nicht perfekt, aber ich kann wieder schlafen.

...Kindern. Hat gesagt, ich sei nie da, und wenn, dann nur körperlich. Hab's nicht kapiert. Bin doch arbeiten gegangen, hab Geld nach Hause gebracht. Was will sie noch? Bin nur zur Beratung, um ihr zu beweisen, dass ich was tue. Die ersten Gespräche waren wie beim Zahnarzt - unangenehm und man will nur, dass es vorbei ist. Irgendwann hat der Berater gesagt: „Wenn du dich in deine Kinder hineinversetzt – wie erleben sie dich als Vater?" Das hat gesessen. Hab angefangen, ein paar Sachen anders zu machen. Nichts Großes. Handy weglegen beim Abendessen. Einmal die Woche was mit den Kindern allein. Ist immer noch schwer für mich. Aber meine Frau sagt, es macht einen Unterschied